Grüner unterwegs in Hessen und NRW

DB Regio und NVV setzen bei der Kurhessenbahn auf Biokraftstoff

HVO Betankung mit Minister, KHB und NVV
Legten beim Betanken selbst Hand an (von links): Steffen Müller, NVV-Geschäftsführer, Tarek Al-Wasir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und Hans-Martin König, Leiter Infrastruktur und Sprecher der Kurhessenbahn

Evelyn Palla, DB-Vorständin Regionalverkehr: „Der Einsatz von Biokraftstoff ist für uns eine Klimaschutz-Sofortmaßnahme. Gemeinsam mit dem NVV und dem Land Hessen gehen wir heute einen wichtigen Schritt in Richtung Dieselausstieg und Klimaneutralität. Schon im Pilotzeitraum sparen wir im Nordwesthessennetz durch den Einsatz von HVO rund 620 Tonnen CO2 ein. Als DB wollen wir den Biokraftstoff im Regionalverkehr künftig neben der Kurhessenbahn an weiteren Orten in ganz Deutschland einsetzen. So machen wir den ohnehin klimafreundlichen SPNV für unsere Fahrgäste noch grüner und attraktiver.“

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Energie, Wirtschaft, Verkehr und Wohnen: „Es gibt viele verschiedene Wege zur klima- und umweltfreundlichen Mobilität. Neben der Elektrifizierung von Bahnstrecken und Bussen, der Reaktivierung von Schienenstrecken, dem Einsatz von Wasserstoffzügen und attraktiven und bezahlbaren Tickets ist die Betankung mit umweltfreundlich erzeugtem Biokraftstoff ein weiterer Baustein für Klimaschutz im ÖPNV. Das besondere hier ist der Einsatz von Rest- und Abfallstoffen zur Erzeugung des Biokraftstoffs. Ich freue mich sehr über das innovative Pilotprojekt der Kurhessenbahn und bin gespannt, welche Erfahrungen in den kommenden Monaten gesammelt werden. Das Ziel sollte sein, möglichst viele Nachahmer zu finden.“

Steffen Müller, Geschäftsführer NVV: „Unser Ziel ist, möglichst viele Bahnstrecken im Gebiet des Nordhessischen VerkehrsVerbundes zu elektrifizieren. Dort, wo das noch nicht möglich ist, bietet der Einsatz des Biokraftstoffs HVO eine hervorragende Möglichkeit, den CO2-Ausstoß im Zugverkehr deutlich zu reduzieren – und Bahnfahren noch grüner zu machen.“

Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer RMV: „Der RMV treibt die Antriebswende voran. Ab Dezember fährt die größte Wasserstoffzugflotte der Welt im Taunus und mit dem Einsatz von Biokraftstoffen sorgen wir gemeinsam mit NVV und NWL für eine bessere Luft rund um die Kurhessenbahn. Dies sind bedeutende Schritte hin zu unserem großen Ziel – eine öffentliche Mobilität ohne Schadstoffe. Um das zu erreichen, werden wir ab 2030 in unseren Ausschreibungen ausschließlich auf umweltfreundliche Antriebe setzen.“

Der bei der Kurhessenbahn eingesetzte Biokraftstoff HVO (Hydrotreated Vegetable Oils/Hydrierte Pflanzenöle) besteht aus biologischen Rest- und Abfallstoffen und ist frei von Palmöl. Es besteht keine Konkurrenz zur Nahrungsmittel- und Futtermittelherstellung. Der Ersatz von herkömmlichem Diesel durch HVO spart etwa 90 Prozent der CO2-Emissionen ein. Betankt werden die Züge der Kurhessenbahn an der Schienentankstelle in Kassel, die hierfür von DB Energie umgerüstet wurde. Dort kann nun neben herkömmlichem Dieseltreibstoff auch HVO getankt werden.

Die Dieselzüge müssen für den Biokraftstoff nicht extra umgerüstet werden. Voll funktionsfähige Dieselzüge und Diesellokomotiven, die aktuell noch auf nicht vollständig elektrifizierten Strecken eingesetzt werden, müssen daher nicht vorzeitig ausrangiert werden, sondern können bis zum Ende ihrer Lebensdauer deutlich klimafreundlicher unterwegs sein. Das spart Ressourcen und dient der Nachhaltigkeit. Die neben Diesel um HVO-Kraftstoff erweiterte Schienentankstelle in Kassel kann auch von anderen Bahnunternehmen diskriminierungsfrei genutzt werden.

Mit rund 1,5 Milliarden Reisenden im Jahr 2021 ist DB Regio der größte Anbieter im Schienenpersonennahverkehr. Pro Tag waren durchschnittlich 4,2 Millionen Menschen auf rund 22.000 Zugfahrten unterwegs. Die fünf Metropol-S-Bahnen München, Berlin, Frankfurt, Stuttgart und Hamburg bringen im Jahr rund 1,3 Milliarden Menschen an ihr Ziel. Mehr als 37.000 Mitarbeiter sind täglich für die Fahrgäste im Einsatz. DB Regio versteht Nahverkehr verkehrsträgerübergreifend und ergänzt sein Kernangebot Schiene und Bus mit neuen Mobilitätsformen wie On-Demand, Sharing- und Pooling-Angeboten sowohl in Metropolregionen als auch im ländlichen Raum. Ziel ist klimaschonender, moderner und nahtloser ÖPNV für alle Menschen in Deutschland.

Das Nordwesthessennetz umfasst ein 308 Kilometer langes Streckennetz und wird im Auftrag der Aufgabenträger Nordhessischer VerkehrsVerbund (NVV), Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) von der Kurhessenbahn betrieben. Die Kurhessenbahn ist ein mittelständisches Unternehmen unter dem Dach der Deutschen Bahn.

Sie ist ein integrierter Betrieb und verantwortet sowohl die Infrastruktur als auch die Verkehre des Nordwesthessennetzes. Das Leistungsvolumen des Nordwesthessennetzes mit 3 Millionen Zugkilometern pro Jahr verteilt sich auf den Linien

  • RB4 zwischen Korbach - Kassel-Wilhelmshöhe,
  • RB/RE97 zwischen Brilon Stadt/Wald – Korbach – Frankenberg (Eder) – Marburg (Lahn),
  • RB39 zwischen Bad Wildungen – Wabern - Kassel Hauptbahnhof,
  • RB38 zwischen Kassel Hauptbahnhof - Zimmersrode/Treysa mit einzelnen Fahrten und
  • RB 94 zwischen Marburg (Lahn) – Bad Laasphe - Erndtebrück mit zwei Zugpaaren zwischen Marburg (Lahn) – Erndtebrück - Siegen – Betzdorf an Samstagen.

Auf allen Linien kommen moderne, barrierefreie und klimatisierte Dieseltriebwagen der Baureihe VT 642 zum Einsatz. 340 Mitarbeitende sorgen für den sicheren und pünktlichen Betrieb. Täglich finden 160 Zugfahrten satt, um ca. 8.000 Fahrgäste an ihr Ziel zu bringen.